Die aktuell hohen Preise, die einige der grundzuständigen Messstellenbetreibern (gMSB) für den optionalen Einbau von Smart Meter verlangen, stehen derzeit stark in der öffentlichen Kritik. Digitale Stromanbieter und Verbraucherschützer befürchten, dass diese hohen Kosten insbesondere für dynamische Stromtarife erhebliche Hemmnisse schaffen könnten.
Um Schwung in den gestarteten, flächendeckenden Smart Meter Rolloutzu bringen und bürokratische Hürden abzubauen, haben sich seit 2023 die digitalen Ökostromanbieter Tibber, Ostrom, Rabot Energy und Octopus Energy zur Smart-Meter-Initiative (SMI) zusammengeschlossen. Die SMI-Mitglieder haben jetzt Verteilnetzbetreiber wegen hoher Preise abgemahnt und öffentlich scharf kritisiert.
Auf seiner Homepage schreibt Stromanbieter Tibber: „Leider mussten wir in diesem Rahmen feststellen, dass einzelne Messstellenbetreiber für die intelligenten Messsysteme horrende Einbaupreise verlangen – und dass trotz der enormen Wichtigkeit für ein zukunftsfähiges Energiesystem.“ Um Verbraucher zu schützen, haben Tibber und Rabot Energy im Februar nun die ersten gMSB abgemahnt. Damit wollen die digitalen Stromanbieter ein Zeichen setzen, dass dynamische Stromtarife und die mit ihnen mögliche preissensible Lastenverschiebung kein Luxus sein dürfen.
Der gesetzliche Rahmen für den Einbau war durch die Novelle der Energiegesetze vom 31. Januar 2025 festgelegt: Darin hält der Gesetzgeber bis zu 100 Euro für den Einbau von Smart Meter auf Kundenwunsch für angemessen. Hinzu kommen 30 Euro jährlich für den Betrieb. Laut SMI zeige sich In der Praxis jedoch, dass viele Messstellenbetreiber diesen Wert überschreiten, und dass bis um das 5-fache und mehr.
Tibber hat aus diesem Grund einen gMSB abgemahnt, der in der Spitze 889 Euro für den Einbau eines Smart Meter auf Wunsch verlangt hat. Rabot Energy wiederum hat einen weiteren Messstellenbetreiber für einen Fall abgemahnt, in dem 825 Euro für eine Smart-Meter-Installation verlangt wurden.
„Viele gMSB haben bewusst unverhältnismäßig hohe Preise für den Einbau eines Smart Meter auf Kundenwunsch aufgerufen und damit den Rollout absichtlich ausgebremst. Das schadet in erster Linie den Verbraucher:innen, die Strom günstig und grün verbrauchen und die Energiewende mit Lastverschiebung unterstützen wollen, aber natürlich auch dem ganzen System. Das wollen wir nicht zulassen“, sagte Merlin Lauenburg,Deutschlandchef von Tibber.
Eine von der SMI zusammengestellte Preisübersicht zeige laut der Initiative, dass die stark überhöhten Preise ein Massenphänomen seien. Ein großer Verteilnetz- und Messstellenbetreiber verlange beispielsweise bis zu 973 Euro pro Einbaufall. Insgesamt wisse die SMI von mindestens 13 Angeboten, die in der Spitze über 500 Euro liegen und damit weit über der vom Gesetzgeber als angemessen vermutete Summe von maximal 30 Euro.
Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) sieht die Praxis der gMSB ebenfalls kritisch. Tom Janneck, Leiter Energie und Bauen beim vzbv kommentiert: „Die Regelungen im Solarspitzengesetz bringen mehr Flexibilität in das Stromsystem. Allerdings gefährdet die Erhöhung der Preisobergrenzen für digitale Stromzähler die Akzeptanz für Smart Meter. Insbesondere die drastische Erhöhung der Kosten für einen Einbau auf Kundenwunsch setzt das falsche Signal. Betroffen sind davon insbesondere private Haushalte, die absehbar nicht durch die Messstellenbetreiber mit Smart Meter ausgestattet werden.“ Auch der vbzv geht gegen Anbieter mit zwei Unterlassungsverfahren vor, um grundsätzlich zu klären, welche Gebühren rechtlich noch angemessen sind.
Die kritisierten gMSB rechtfertigen die hohen Preise, dass es nicht Pflichteinbauten im Zuge des Rollouts waren, sondern optionale und deren Preis sei für individuelle Einzelfälle kostenbasiert. Basis dafür sei das Messstellenbetriebsgesetz.
Das Messstellenbetriebsgesetz ist im neuen EnWG enthalten. Hier wurde Ende Januar 2025 beschlossen, den Rollout von intelligenten Messsystemen (iMSys) alias Smart Meter und Steuerungstechnik zu beschleunigen. Gesteuert werden müssen PV-Anlagen ab einer Leistung von 7 kWp. Ausgenommen von der Steuerungspflicht sind sogenannte „Nulleinspeise-Anlagen”, die keinen Strom ins Netz einspeisen sowie Steckersolargeräte (Balkon-PV).
Smart Meter kosten ab März 2025 mehr Geld. Die Ampelkoaltion hatte diese während ihrer Regierungsperiode mit einer Preisbremse versehen. Aber Anlagenbetreiber können mit den neuen Regelungen mit Smart Meter an den günstigen dynamischen Stromtarifen teilnehmen und damit dann Stromkostensparen. Die max. zulässigen Entgelte für intelligente Strommessgeräte steigen für PV-Anlagen auf Einfamilienhäusern mit einer Leistung von 2 bis 15 kW um 30 Euro auf 50 Euro pro Jahr. Für größere Anlagen von 15 bis 25 kW steigen die Kosten um 40 Euro, und für Anlagen von 25 bis 100 kW um 20 Euro pro Jahr an. Hinzu kommen Kosten für den Einbau und Betrieb der Smart Meter in Höhe von jährlich 50 Euro.
Mehr Informationen zu den Änderungen beim Smart MeterRollout beim Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) hier.
Die Smart-Meter-Initiative besteht aus den vier Gründungsunternehmen Rabot Charge, Octopus Energy, Ostrom und Tibber. Als digitale Vorreiter im deutschen Strommarkt wollen sie den Einbau intelligenter Stromzähler voranbringen. Um den ab 2025 beschlossenen Smart-Meter-Rollout vorzubereiten sind sie 2024 auf die grundzuständigen Messstellenbetreiber(gMSB) zugegangen. Laut SMI unterstützen bereits die Messstellenbetreiber Netze BW und EWE Netz die Initiative. Die SMI-Mitglieder lancieren das intelligente Messwesen, weil ihr Geschäftsmodell auf die dynamischen Tarife setzt und diese den Einsatz eines solchen Messsystems erfordern.
Mehr Infos zur Smart-Meter-Initiative – SMI hier.
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