Das Smart Home der Zukunft bietet Komfort und Bequemlichkeit. Es heizt die Zimmer rechtzeitig vor der Heimkehr automatisch auf, es fährt die Rollläden bei Sonne herunter oder bestellt Lebensmittel, wenn der Kühlschrank leer ist. Aber es kann auch die Sicherheit seiner Bewohner erhöhen. Am LOEWE-Zentrum emergenCITY, einer interdisziplinären Forschungskooperation der TU Darmstadt, der Universität Kassel und der Philipps-Universität Marburg, untersuchen Forscher, welchen Beitrag Smart Homes leisten können, um die Bevölkerung in Krisen und Katastrophen zu warnen sowie auf Gefahren zu reagieren.
„Während Einzelgeräte wie Rauchwarnmelder die Bewohner vorbestimmten Gefahren warnen, bietet die Integration in umfassende Smart-Home-Warnsysteme das Potential für mehr Sicherheit, da Bauteile auf der Grundlage von vordefinierten Protokollen auf Bedrohungen reagieren können“,erklärt emergenCITY-Wissenschaftler Markus Henkel. Er ist Erstautor der Studie, die am 4. März 2025 im ACM-Magazin erschien. Zudem sei ein Vorteil eines Smart Homes, dass es neben der Weitergabe offizieller Behördenwarnungen auch vor lokalen Gefahren warnen kann.
Zusammen mit Darmstädter Forschern konnte Henkel zeigen, dass Menschen bereit sind, einem Smart Home zu vertrauen, wenn große Gefahren drohen. „Dann akzeptieren sie höhere Automatisierungen als im Alltag“, sagt Markus Henkel. Die Forscher simulierten vier unterschiedliche Gefahrensituationen in einem energieautarken Smart Home, dem „eHUB“, das auf dem Campus der TU Darmstadt steht. Die 48 Teilnehmer der Studie erhielten drei unterschiedliche Handlungsmöglichkeiten, von der einfachen Anweisung bis zur vollautomatischen Ausführung durch das Haus.
In der höchsten Gefahren- und Automatisierungsstufe hörten sie beispielsweise zunächst Sirenenalarm aus dem Smart Speaker, sahen rotblinkende Glühbirnen sowie Lichtstreifen am Handlauf eines Treppengeländers. Zusätzlich ertönte eine virtuelle Stimme aus dem Smart Speaker: „Ein Gasleckwurde in der Umgebung gefunden. Alle Türen und Fenster werden automatisch geschlossen.“ Anschließend schloss das Smart Home automatisch Fenster und Türen. In der niedrigsten Stufe erhielten die Teilnehmenden nur den Hinweis Fenster und Türen zu schließen.
Weitere Gefahren waren starke Hitze im Raum, bei der das Haus frische Luft von außen hereinließ, außerdem ein simulierter Stromausfall, bei dem es dank Photovoltaik weiterhin Strom lieferte, aber auch unnötige Stromverbraucher, wie Deckenleuchten oder Ventilator ausschaltete sowie trockene Blumenerde, bei der es die Blumen selbst goss. Die höchste Automatisierung fand bei der größten Gefahr die höchste Zustimmung. Bei weniger dringenden Gefahren wollten die Teilnehmer selbst entscheiden, was zu tun ist.
„Um die Akzeptanz dieser Systeme zu erhöhen, müssen sie individuell anpassbar sein“, ergänzt Markus Henkel. Um mehr über die Gestaltung solcher Warnsysteme herauszufinden, untersuchen die Wissenschaftler in weiteren Studien unter anderem auch, welche Anforderungen Menschen mit Beeinträchtigungen an diese Systeme stellen.
Zur Studie (englisch) hier.
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